Historische Schmiede

Zur Brauchtumspflege bieten die Oldtimerfreunde Ottersheim für interessierte Personen, Schulklassen und sonstige Interessierte, Schmiedevorführungen an. Frühzeitige Anmeldung ist erwünscht. Bei weiteren Fragen können Sie gerne mit uns Kontakt aufnehmen.

Hier finden Sie eine Video- und Bildergalerie zu den Festtagen am 03. und 04. Mai 2008.

Hier finden Sie die Bilderserie zum Bau unserer Schmiede.

Das Schmiedehandwerk

Die Vereinsziele der Oldtimerfreunde Ottersheim sind nicht nur das Pflegen und Erhalten historischer Fahrzeuge und Geräte, sondern auch Erhalt und Pflege alter Berufe und altem Brauchtums. Daher wurde auf Initiative unserer Vorstände Peter Kreiner und Achim Kröper nach dem wir das Projekt Oldtimerscheune fast fertig gestellt haben mit der Planung für das Vorhaben „Historische Schmiede“ im Sommer 2006 begonnen. Auch unser Schmiedeexperte Hubert Gadinger konnte schon frühzeitig für unser Vorhaben gewonnen werden, so dass das Bauwerk, durch seine Anleitung, im Stile des frühen 20. Jahrhunderts errichtet werden konnte.

Unser Vorstand und Bauexperte Achim Kröper sammelte aus Bauwerken, die dem Abriss zum Opfer fielen, den größten Teil des erforderlichen Baumaterials. Die verwendeten Ziegelsteine, „uff gut pälzisch Backstää“, stammen fast alle von einem Wohnhausabriss aus Ottersheim (Langestraße 5). Ein kleiner Teil der „Backstää“ sowie die Dachsparren kommen aus einem Abriss aus Herxheim. Der „harte Kern“ der Oldtimerfreunde Ottersheim säuberte im Stile der „Trümmerfrauen“ im Spätjahr 2006 die „Backstää“. Die Rundfenster unserer „Historischen Schmiede“ stammen von einer alten Fabrikhalle der Firma Kardex in Bellheim, (Bau der Fabrikhalle 1905 bis 1914). Dank der Weitsicht unseres Mitgliedes Hans Glang blieben die Fenster der Nachwelt erhalten er hatte sie einige Jahre in Bissersheim bei Grünstadt deponiert. Dank des Organisationstalentes unseres Vorstandes Peter Kreiner sowie der großzügigen unentgeltlichen Überlassung der Fenster durch Hans Glang erhielt unsere Schmiede ihr originelles Aussehen. Nach der baurechtlichen Genehmigung vom 12.03.07 wurde mit dem Bau begonnen, bis zu unserem Oldtimerfest vom 17. bis 19. August war unsere „Historische Schmiede“ im fast fertig gestellt. Die offizielle Einweihung ist im Mai 2008 vorgesehen. Wir, die Oldtimerfreunde Ottersheim, behaupten mit Stolz „Oddersche“ hat ein weiteres Schmuckstück erhalten und das Schmiedehandwerk bleibt der Nachwelt in guter Erinnerung. Das „Innenleben“ der Schmiede wurde nach den Ideen und Plänen von unserem Schmiedeexperten Hubert Gadinger gestaltet. Er hat die erforderlichen Geräte alle gesammelt, restauriert und in einen funktionsfähigen Zustand gebracht. Der größte Teil der Geräte stammt aus Schmiedewerkstätten die es in Ottersheim früher einmal gab.

Hubert Gadinger

Schmiedeexperte Hubert Gadinger im Einsatz beim Oldtimertreffen 1999.

So fing es an am 06. April 2007 ...

... und so sah es im Juni 2007 aus.

Viele fleißige Helfer ...

... waren im Einsatz.

Im August war sie fertig ...

... und wurde im Mai 2008 eingeweiht.

Hubert Gadinger der Hauptinitiator der Schmiede ...

... und Franz Fichtenkam, zeigen ihr Können.

Viele Zuschauer hörten aufmerksam zu ...

... und einige durften es dann selbst probieren.

Die Geschichte des Schmiedehandwerks in Ottersheim

Schmied und Müller waren die ersten Handwerker in unseren Dörfern. Deshalb gehören die Namen: Schmied, Schmitt, Schmidt, Schmitz und Müller zu den häufigsten Familiennamen in Deutschland. Auch Ottersheim hatte schon recht früh einen Dorfschmied. Seine Arbeiten waren Pferde beschlagen, Wagenreifen auflegen, Pflugscharen schmieden, Nägel herstellen, Ketten anfertigen, Sensen dengeln und vieles andere. Ohne Schmied konnte früher kein Bauer seine Tätigkeiten ausüben. Es war deshalb auch verständlich, dass sich jede Gemeinde um einen Schmied bemühte und ihm eine gemeindeeigene Schmiedewerkstätte gegen eine geringe Gebühr zur Verfügung stellte. In Ottersheim einer Urkunde nach vom Jahre 1674 stand ein solches Schmiedehäuslein „bei der großen Bach“ in der Nähe der „Weet“. Die „Weet wurde im Jahre 1959 aufgefüllt und überbaut. Heute Blumengeschäft „Blumen am Deich“ Germersheimerstraße 19 a. Der Standort der ersten Schmiede war das heutige Anwesen von Fridolin und Anna Kröper in der Germerheimerstraße 21. Inhaber der Werkstätte war damals der Schmied Hans Jakob Rebstock. Für die Nutzung des Schmiedehäuslein musste er an die Gemeinde einen Gulden im Jahr zahlen.

Als sich die Dorfbewohner und Häuser mehr als verdoppelten, nahmen auch die Tätigkeiten des Schmiedes zu. Im Jahre 1791 gab es nachweislich drei Schmiede in Ottersheim. Einer von ihnen war der im Jahre 1775 aus Bodenheim zugezogene Philipp Scherff der sein Handwerk in der Langestraße 42 ausübte. Seine Nachkommen übten das Schmiedehandwerk bis 1904 in der Ludwigstraße 3 aus. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es auch eine Schmiede in der Langestraße 18, Betrieben von Johann Job („Jobbeschmid“) bis 1884.

Eine weitere Schmiede war in der Langestraße 27 sie gehörte Fritz Gensheimer („Fritzelschmid“) betrieben von 1880 bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Peter Dörzapf der sein Handwerk beim „Jobbeschmid“ erlernte eröffnete in Hinterhaus der Langestraße 40 eine Schmiede die sein Sohn Josef („Schmid Sepp“) weiterführte bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Die Bohrmaschine mit Handkurbelantrieb in unserer Museumsschmiede stammt aus dieser Schmiede.

Ein weiterer Schmied war Andreas Zimmer der sein Handwerk auf dem heutigen Gelände der Sonderschule Langestraße Ecke Waldstraße ausübte, dieser Schmied hatte zehn Kinder. Eines davon Johannes durch Heirat in Leimersheim sesshaft. Als Anführer einer Schmugglerbande erschoss er in der Zeit Napoleons im Feuergefecht beim Schmuggeln von Leinsamen über den Rhein einen französischen Zöllner. Jean Zimmer wurde am 20. Oktober 1812 in Straßburg enthauptet.

Über mehrere Generationen wurde das Schmiedhandwerk von der Familie Dörzapf ausgeübt. Kurz vor seinem Tode verkauft Andreas Dörzapf 1873 seine Schmiede an Konrad Kröper der sie bis 1890 betrieb. Nun übernahm Johann Kröper die gesamte Einrichtung und statte seine Schmiede in der Germersheimerstraße 18 aus. Diese Schmiede übernahm Sohn Franz, danach führte dessen Sohn Robert Kröper, bis kurz vor seinem Tod im Jahre 1988, die Schmiede weiter. Robert Kröper war der letzte tätige Schmied in Ottersheim. Ein großer Teil der Einrichtung unserer Museumsschmiede stammt von dieser Schmiede.

Schmiedegeneration der Familie Kröper

Dieses Bild zeigt die drei Schmiedegenerationen der Familie Kröper.
Von links nach rechts: Franz, Johann und Robert Kröper.
Robert Kröper war der in Ottersheim letzte tätige Schmied.